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Die Vorgeschichte

Amtskörperschaften, Oberämter, Landkreise und ihre Interessenvertretungen bis 1945


Baden

Der Aufstieg der kleinen Markgrafschaft Baden zum Großherzogtum war mit einem erheblichen Zuwachs an Gebieten mit unterschiedlicher Struktur und Geschichte verbunden. Die neuen Gebiete suchte man verwaltungstechnisch durch eine neue Organisation des Gesamtstaates zu integrieren. Das badische Organisationsedikt vom 26. November 1809 teilte das Land zunächst in zehn Kreisdirektorien ein. Diese waren rein staatliche Mittelbehörden und entsprachen den heutigen Regierungspräsidien. Jeder Kreis umfasste wieder- um mehrere staatliche Bezirksämter.

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Württemberg

In den Jahren 1802 bis 1806 konnte Württemberg dank umfangreicher Gebietsgewinne durch Säkularisation und Mediatisierung seine Fläche mehr als verdoppeln. Die ehemals klösterlichen und reichsstädtischen Territorien wurden zunächst zu einem Landesteil „Neuwürttemberg“ zusammengefasst, wo Kurfürst Friedrich I. ohne die Beteiligung eines Landtags absolutistisch regieren konnte. Die Einteilung des Landes in Ämter übertrug er jedoch auch auf Neuwürttemberg. Als Württemberg 1806 Königreich wurde, war der Zeitpunkt gekommen, alte und neue Landesteile zu einem Land mit einheitlicher Regierung und Verwaltung zu vereinigen. Von einigen Korrekturen abgesehen, galt diese Einteilung bis zum Jahr 1938.

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Hohenzollern

Bei der behutsamen Eingliederung der Fürstentümer in den preußischen Staat wurden die 1854 noch existierenden zehn Oberämter bis 1861/62 allmählich auf vier reduziert. Die Stellung der Oberamtmänner in den Hohenzollernschen Landen entsprach derjenigen der preußischen Landräte als vom König ernannte Staatsbeamte, mit einer Mittlerrolle zwischen Staats- und Kommunalverwaltung. Ihre Aufgaben bestanden in der Führung der allgemeinen Landesverwaltung im Oberamt bzw. im Landkreis sowie in der Aufsicht über die Polizeiverwaltung und über die Gemeinden.

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Gründung des ersten Interessenverbands der Landkreise während des 1. Weltkriegs

Am 8.9.1916 wurde der erste Interessenverband der Landkreise, der Verband der preußischen Landkreise gegründet. "Seine Entstehung verdankt der Landkreistag dem großen Kriege", so der damalige Gründer, Landrat Adolf von Achenbach. Denn oberste Priorität für die Landkreise hatte seinerzeit die Versorgung der hungernden Bevölkerung.

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Der Landkreistag Baden Württemberg


Die Gründung 1956

Am 3. Juli 1956 kam es in in Ludwigsburg zur Gründungsversammlung des Landkreistags Baden-Württemberg, an der sich 59 von 63 Landkreisen beteiligten. Bis zum 11. Januar 1957 erklärten auch die vier noch ausstehenden Landkreise Donaueschingen, Freiburg, Stockach und Überlingen ihren Beitritt. Mit dem einheitlichen kommunalen Landesverband leisteten die Landkreise, so ihr langjähriger Hauptgeschäftsführer Eugen Frick, „einen wertvollen politischen Beitrag für das Zusammenwachsen des neuen Bundeslandes“.

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1956-1973 Landkreise und Landkreistag

Für das noch junge Bundesland Baden-Württemberg war es ein Zeichen des Zusammenwachsens, als badische, hohenzollerische und württembergische Landkreise am 3. Juli 1956 den Landkreistag Baden-Württemberg aus der Taufe hoben. Für die 63 Landkreise war die Gründung des neuen, landesweiten kommunalen Verbandes der erste Schritt hin zu einer starken und wirksamen Interessenvertretung.

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1973 Die Große Kreisreform

Ziele der Reformern waren vor allem, die Verwaltung an den Wandel zur modernen Industrie-und Konsumgesellschaft anzupassen. Fast alle westlichen Länder diskutierten in den 1960er und 1970er Jahren entsprechende Reformen, wobei die Wirtschaftskrise 1966/67 den Reformdruck verstärkte. Auf unterer Ebene wollten Planer überall im Land möglichst „gleichwertige“ Lebensverhältnisse wie in der Großstadt schaffen.

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1974 Neue Landkreise – neue Erfordernisse

Mit der Wahl des Landrats des Main-Tauber-Kreises, Bruno Rühl, zum neuen Präsidenten vollzog sich auf der 12. Mitgliederversammlung am 3. Dezember 1973 infolge des zum 1. Januar 1973 in Kraft getretenen Kreisreformgesetzes ein personeller Wandel. In seiner Antrittsrede „Neue Landkreise – neue Erfordernisse“ stellte Präsident Rühl selbstbewusst einen Forderungskatalog des Landkreistags vor und umriss zugleich die Leitlinien der künftigen Verbandsarbeit. Er hielt dabei mit seiner Kritik an der Verwaltungsreform nicht hinter dem Berg. Daneben sprach er weitere Problemfelder wie die grundsätzliche Frage der Finanzierbarkeit der steigenden Soziallasten an.

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1989-2006 Finanzkrise und Strukturwandel

Das Ende des „Kalten Krieges“ brachte grundlegende Veränderungen in der Welt- und Deutschlandpolitik, die in vielfältiger Weise auch die baden-württembergische Kommunalpolitik beeinflussten. Die insgesamt positiv verlaufende europäische Einigung hatte – nicht zuletzt durch ihre Regelungsvielfalt, ja bisweilen Regelungswut – große Auswirkungen auf die Stadt- und Landkreise und damit auf die Arbeit des Landkreistags.

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1994-2005 Die Verwaltungs­strukturreform

Die baden-württembergische Verwaltungsstrukturreform beinhaltete einen umfassenden Übergang von Aufgaben auf die Landratsämter und die Bürgermeisterämter der Stadtkreise als untere staatliche Verwaltungsbehörden sowie auf die Regierungspräsidien als mittlere Ebene der Landesverwaltung. Sie löste die verzweigten Strukturen der Sonderbehörden auf.

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Kommentar zur Verwaltungs­reform von Erwin Teufel (2005)
„Verwaltung und jede menschliche Institution muss veränderten Bedürfnissen und Erwartungen angepasst werden. Der Staat muss vom Bürger her gedacht werden und er muss von unten nach oben subsidiär aufgebaut werden.“

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2005 - 2025 Jahre des Wohlstands und Jahre der Krisen

Die Jahre 2005 bis 2025 waren geprägt von Wohlstand und Krisen. Die Finanzkrise im Jahr 2008 setzte auch den Kommunen im Land stark zu. Aufgrund der überraschend schnellen Erholung der deutschen Wirtschaft erholten sich auch die Kommunen schnell wieder und es folgten viele Jahre des Wohlstands. Doch spätestens mit dem Beginn der sogenannte "Flüchtlingskrise", die im Herbst 2015 ihren Höhepunkt fand, befinden sich die Landkreise, Städte und Gemeinden in einem Dauer-Krisenmodus. Es folgte die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 und der völkerrechtswidrige Angriffskriegs der Russischen Föderation in der Ukraine im Frühjahr 2022, die in Deutschland und Baden-Württemberg zunächst eine Energiekrise und später hohe Inflation und eine Zinswende auf dem Kapitalmarkt nach sich zog. Heute stecken die Kommunen in der größten Krise der Kommunalfinanzen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs.

Die Präsidenten von 1956 bis 2025

Gustav Seebich, Göppingen (1956-1966)

Als der Göppinger Landrat Gustav Seebich 1966 in den Ruhestand verabschiedet wurde, konnte er auf eine mehr als 50-jährige Tätigkeit im öffentlichen Dienst zurückblicken. Der gebürtige Ebersbacher bekam von seinem Vater die Neigung zur Kommunalpolitik, aber auch den Sinn für Geschichte und die Liebe zur Natur vermittelt. Nachdem er die Ausbildung für den gehobenen württembergischen Verwaltungsdienst absolviert hatte, wurde er 1924 zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde gewählt. Dieses Amt versah er bis 1948 tatkräftig und mit großer Hingabe.

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Ludwig Seiterich, Konstanz (1966-1968)

„Wir pfetzen etliche Viertele. Es schmeckt! Lange Heimfahrt [...] Keinesfalls glücklich über meine Wahl als Stellvertreter. Mitnichten.“ Unzweideutig schrieb Ludwig Seiterich nach der Gründungsversammlung des Landkreistags im Juli 1956 sein Missfallen über die Wahl zum 2. Vorsitzenden bzw. Vizepräsidenten in seine „Dienstchronik“. Er hatte auf der langen Heimfahrt von Ludwigsburg zudem über die „Sprengelversammlungen“ der Landräte nachgedacht: „Es muss gleich von Anfang an richtig hinhauen. …“

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Werner Bertheau, Rems-Murr-Kreis (1968-1973)

Werner Bertheau, geboren am 10. September 1906 in Hanau, kam nach dem Studium der Rechtswissenschaften, dem Krieg und Gefangenschaft zum Wirtschaftsministerium des Landes, wo er bis 1950 tätig war. Im November des Jahres 1949 zum Landrat des Kreises Waiblingen gewählt, bekleidete er dieses Amt von 1950–1972. Im Anschluss daran bis Oktober 1973 war er Amtsverweser des neu gebildeten Rems-Murr-Kreises. Mit 67 Jahren trat er in den Ruhestand. …

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Bruno Rühl, Main-Tauber-Kreis (1973-1981)

Bruno Rühl wurde am 3. September 1926 in Mühlhausen geboren. Nach Gymnasial- und Militärzeit legte er 1947 an der Universität Heidelberg die Reifeprüfung ab und studierte dort Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft. 1950 legte er die erste, 1954 die zweite juristische Staatsprüfung ab. Seine berufliche Laufbahn führte ihn zunächst in verschiedene Landratsämter und das Regierungspräsidium Nordbaden. 1964 zum Landrat des Kreises Tauberbischofsheim gewählt …

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Dr. Wilhelm Bühler, Alb-Donau-Kreis (1981-1989)

1981 übernahm der Ulmer Landrat Dr. Wilhelm Bühler die Präsidentschaft des Landkreistags, die ihm von seinen Amtskollegen einstimmig übertragen wurde. Schon zuvor war Bühler Vizepräsident des Landkreistags und Vorsitzender des Sozialausschusses gewesen. Der 1926 geborene Sohn eines Ulmer Bäckermeisters und promovierte Jurist wurde 1967 nach Stationen in den Landratsämtern Ulm, Göppingen und Esslingen zum Landrat des Landkreises Ulm gewählt. …

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Dr. Emil Schill, Breisgau-Hochschwarzwald (1989-1993)

In Freiburg am 12. Februar 1928 geboren, studierte Schill nach dem Besuch der Oberrealschule an der Universität seiner Heimatstadt Rechts- und Staatswissenschaften, absolvierte 1952 und 1956 die beiden juristischen Staatsprüfungen und promovierte zum Dr. jur. Als Assessor u. a. beim Landratsamt Freiburg wechselte er 1959 zur Stadt Freiburg. 1968 wurde der 40-jährige Stadtrechtsdirektor zum Landrat des Kreises Freiburg gewählt.  …

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Dr. Robert Maus, Konstanz (1993-1997)

Der gebürtige Hegauer wurde für viele Ämter gehandelt. Als Jurist hatte er die besten Voraussetzungen, als „Kronjurist der Landschaft“ wurde der mit allen Wassern gewaschene, in seiner Heimat tief verwurzelte Alemanne bezeichnet: Er hätte einem Bundesgericht zur Zierde gereicht und der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete (1972 – 1996) war auch als Innenminister im Gespräch; dem Innenausschuss des Landtages saß er lange 17 Jahre vor. …

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Dr. Edgar Wais, Reutlingen (1997-2005)

Dr. Edgar Wais, Jurist, 1940 in Stuttgart geboren, war von 1985 bis 2005 Landrat des Landkreises Reutlingen. In seine Amtszeit fielen nicht nur große Investitionen im Krankenhaus- und Schulhausbau, Umstrukturierungen im Klinikbereich oder der Ausbau des ÖPNV, sondern sie war auch geprägt von der wachsenden Finanznot der Landkreise und der Kommunen. …

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Dr. Jürgen Schütz, Rhein-Neckar-Kreis (2005-2010)

Landrat zu sein, das war für Dr. Jürgen Schütz ganz ohne Zweifel der Traumberuf! Nirgendwo sonst sah der am 14. Juni 1945 in Heidelberg geborene und in der Großen Kreisstadt Weinheim aufgewachsene Jurist und promovierte Historiker auf der politischen Bühne solch eine Fülle von Gestaltungs- und Einflussmöglichkeiten. …

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Helmut M. Jahn, Hohenlohekreis (2010-2013)

Helmut M. Jahn, 1949 in Plochingen geboren, war im Anschluss an Studium und Referendariat von 1978 bis 1980 als Regierungsassessor im Landratsamt Künzelsau tätig. Nach fünfjährigem Zwischenspiel im Regierungspräsidium Stuttgart kehrte er 1985 als Erster Landesbeamter in den Hohenlohekreis zurück. 1989 wurde der sport- und kulturinteressierte Jurist zum Landrat des Hohenlohekreises gewählt. …

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Joachim Walter, Tübingen (2013-2025)

Joachim Walter studierte Rechtswissenschaften in Freiburg. Nach einer Tätigkeit als Rechtsanwalt in Freiburg leitete er von 1991 bis 1994 das Bau- und Umweltamt und zeitweise auch das Rechts- und Ordnungsamt im Landratsamt Zollernalbkreis. Von 1994 bis 1996 war Joachim Walter Referent für Bau-, Ausländer und Immissionsschutzrecht im Regierungspräsidium Freiburg. Anschließend kehrte er zurück in den Zollernalbkreis, wo er bis 2003 als Erster Landesbeamter und Dezernent für Berufsschulwesen, Abfallwirtschaft, Bau und Umwelt, Recht und Ordnung, Wasserwirtschaft und Veterinärwesen tätig war.

2003 wurde Walter zum Landrat des Landkreises Tübingen gewählt und 2011 sowie 2019 in seinem Amt bestätigt. Von 2007 bis 2013 war er Vizepräsident, von 2013 bis 2025 Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg. Von 2014 bis 2025 war er zudem Vizepräsidenten des Deutschen Landkreistags. Mit dem Ende seiner Amtszeit wurde Walter zum ersten Ehrenpräsidenten des Landkreistags Baden-Württemberg ernannt.

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Die Hauptgeschäftsführer von 1956 bis 2017

Eugen Frick (1956-1980)

Eugen Frick, geboren am 5. Juni 1913 in Eßlingen a.N., begann seine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst beim Schultheißenamt Mutlangen. Nach der Staatsprüfung an der Höheren Verwaltungsschule Stuttgart im Jahr 1937 war er - unterbrochen durch den Kriegsdienst - im Landesdienst und beim Deutschen Gemeindetag tätig. Ab April 1948 übernahm er die Geschäftsführung des damaligen Landkreisverbandes Württemberg-Baden. Nach der Bildung des Südweststaates wurde er am 3. Juli 1956 mit Gründung des Landkreistags Baden-Württemberg einstimmig zum Geschäftsführer des Verbands gewählt. 1980 trat er als dessen Hauptgeschäftsführer in den Ruhestand ein.


Prof. Dr. Kurt Gerhardt (1980-1993)

Prof. Dr. Kurt Gerhardt wurde 1931 in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur studierte er in Tübingen und München Rechtswissenschaften und legte 1955 das erste juristische Staatsexamen, 1958 die Promotion und 1959 das 2. juristische Staatsexamen ab. Seine berufliche Laufbahn begann als Regierungsassessor in den Landratsämtern Wangen und Tübingen ehe er 1961 zum Regierungspräsidium Tübingen wechselte. 1962 wurde er dann zum Landkreistag Baden-Württemberg, bei dem er 1968 zunächst zum stellvertetenden Hauptgeschäftsführer, 1980 dann zum Hauptgeschäftsführer gewählt wurde. 1993 verstarb Gerhardt überraschend im Amt.


Prof. Eberhard Trumpp (1993-2017)

Prof. Eberhard Trumpp wurde 1952 in Reutlingen geboren. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen und schloss 1977 mit dem 1. Juristischen Staatsexamen ab. 1980 folgt das zweite juristische Staatsexamen. Seine berufliche Laufbahn begann Trumpp als Regierungsassessor im Landratsamt Esslingen, wo er zunächst das Nahverkehrsamt und später das Umweltschutzamt leitete. 1984 wechselt er zum Landkreistag, wo er endgültig 1987 in ein Dienstverhältnis auf Lebenszeit übernommen wurde. 1993 wurde er erstmalig zum Hauptgeschäftsführer gewählt, Wiederwahlen folgten 2001 und 2009. 2017 trat er schließlich in den Ruhestand ein.